4. Dezember: In vielen Familien ist es zu einem guten Brauch geworden: Am Fest der heiligen Barbara holen sie einen Forsythien-Zweig oder einen winterharten Kirschzweig ins Haus, legen ihn über Nacht in lauwarmes Wasser und stellen ihn am anderen Tag in einen Krug mit Wasser. Alle drei Tage wird das Wasser gewechselt. In der Wärme des Hauses treiben die Knospen. Um Weihnachten brechen dann die Blüten hervor. Sie erinnern an der Spross aus der Wurzel Jesse. Sie sind ein schönes Zeichen für die Geburt Christi.
Dieser Brauch geht zurück auf die Legende von der heiligen Barbara: In der Zeit, in der Christen verfolgt und getötet wurden, lebte ein reicher heidnischer Kaufmann mit seiner Tochter Barbara im fernen Morgenlande. Als er von einer längeren Reise zurückkehrte, erfuhr er, dass seine Tochter von Jesus gehört hatte und Christin geworden war. Da wurde der Vater sehr zornig. Er hatte für Barbara einen reichen jungen Mann ausgesucht. Den sollte sie heiraten.
Eine Christin würde der jugen Mann jedoch niemals zur Frau nehmen. Deshalb befahl der Vater seiner Tochter, ihren Galuben aufzugeben. Aber sie wollte Christin bleiben. Da sperrte der Vater sie in ein finsteren Keller eines Turmes. Doch alles, was er tat, blieb vergebens. Barbara ließ von ihrem Galuben nicht ab.
Schließlich ließ der Vater seine Tochter ins Gefängnis werfen. Auf dem Wege dorthin verfing sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid. Den stellte Barbara in einen kleinen Krug mit Wasser. An dem Tag, an dem der Zweig aufblühte, wurde sie zum Tod verurteilt. „Du scheinst wie tot“, sagte Barbara zu dem Zweig. „Aber du bist aufgeblüht zu schönerem Leben. So wird es auch mit meinem Tod sein. Ich werde zu neuem, ewigen Leben aufblühen.“